HILDEGARD UNTERWEGER † 23.06.2014



NACHRUF


Als langjähriger Weggefährte, Seminarleiter- und Künstlerkollege ist es mir – auch als Obmann des Kunstforum Montafon und im Namen des gesamten Vorstandes – ein Bedürfnis, diesen Nachruf zu schreiben.

Hildegard war 1996 Mitbegründerin des Vereins Kunstforum Montafon in Schruns und hat sich hier von Beginn sehr engagiert. Sie war als Vorstandsmitglied mit der Funktion der stellvertretenden künstlerischen Leitung betraut und zuständig für den Bereich Kunstaktionen und Performances.

Hildegard Unterweger, Schülerin von Norman Rockwell in Connecticut, USA, absolvierte ein Grafikstudium an der Gutenberg-Akademie Stuttgart. Als mit Abstand treueste und eifrigste Seminarleiterin hat sie in unzähligen Kursen und Kunstseminaren hunderte von kreativen Menschen begleitet und betreut; einfühlsam, kompetent und mit profundem Wissen, mit einer tiefen Überzeugung und Begeisterung, die seinesgleichen sucht. Ob in der ehemaligen Lodenfabrik an der Litz oder in Süditalien, wo sie viele Jahre an der Fondazione Passarelli Sommerkurse abhielt – und auch an vielen anderen Seminarzentren zwischen der Ostschweiz und dem Südburgenland. Nicht wenige haben auf ihrem Weg zur künstlerischen Selbständigkeit bei Hildegard wichtige Erkenntnisse und Fertigkeiten gewinnen dürfen. Wir sind dankbar und stolz, dass Hildegard ihre kreative Kraft, ihre künstlerischen Ideen fürs Kunstforum Montafon eingesetzt – und Vieles verwirklicht hat - mit Hingabe, selbstlos und ohne jenes Kalkül, das nur auf den kommerziellen Erfolg abzielt.

Ein ganz besonderes Anliegen war ihr der Bereich, den sie selbst als „Aktionskunst“ betitelt hat. Den Anfang dieser performativen Kunst machte sie fürs KFM im Gründungsjahr 1996 auf der Terrasse des Bergrestaurants der Hochjochbahn: in einer wilden Malaktion, Fels und Eis darstellend, begleitet von wilden Rhythmen, durchbohrte sie schlussendlich spontan die große, bemalte Leinwand mit einer Eisenstange – als Symbol für den Eingriff von Technik in die Natur - es war ein buchstäblich durchschlagender Erfolg!

Es folgten bald weitere, großartige Kunstaktionen, an die wir uns gerne erinnern, z.B.

Berge-Feuer-Stein-Kult, oder Die Kraft der Natur, beide ebenfalls am Hochjoch: ergreifende, mitreißende Performances, Gesamtkunstwerke! - die unter die Haut gingen – immer im Zusammenspiel mit Tanz und Musik, wofür sie renommierte Komponisten, Musiker und Tänzerinnen gewinnen konnte.

So gerieten auch unsre ersten Jahreshauptversammlungen in den Neunzigern zu Kunst-Events, wenn Hildegard die Perfomances arrangierte (z.B. „Kunst auf dem Podest“). Unvergesslich sind auch die Veranstaltungen in der Kulturbühne Schruns:

„Tanz der Erdlinge“, „Künstlerische Symbiose zwischen Malerei, Tanz, Musik und Dichtung“, „Null Bock – Durchbruch der Aktivität“.

Wir denken, dass unsere Hildegard gerade durch die Realisierung dieser spannenden Kunst- und Malaktionen sich so richtig verwirklichen konnte, darin aufging und eins wurde mit ihrer Kunst.

Bei einem anderen, sehr engagierten, weltumspannenden Kunstprojekt für den Weltfrieden, „8 actions of art“, hat es Hildegard geschafft, dass in 9 verschiedenen Städten weltweit und gleichzeitig vor einer Reproduktion ihres Bildes folgender Satz verlesen wurde: „WENN ALLE MÜTTER DIESER ERDE durch Friedenserziehung VERHINDERN, DASS IHRE KINDER IN DEN KRIEG ZIEHEN, HABEN WIR DEN FRIEDEN!“ Eine Vision – eine Illusion, wie wir täglich aus den Medien entnehmen müssen. Aber brauchen wir in Zeiten wie diesen nicht dringend solche Visionäre? Auch dafür gilt Hildegard unser aller Dank.

Es gäbe noch so viel zu erzählen, z.B. von den gemeinsam organisierten Festen im Kunstforum, von unsren Malaktionen im Rahmen der „langen Nacht der Museen“ oder der Schrunser Kunstnacht, an die wir alle gerne mit Freude und einem Lächeln zurückdenken. Zu behaupten, dass sie eine Lücke hinterlässt, greift zu kurz: es ist viel, viel mehr als das!

Aber Hildegard lebt weiter, in ihren wunderbaren Bildern wirkt sie zeitlos für uns weiter, als unentwegte Kämpferin für die freie Kunst. Und dieses Bestreben wollen wir weiterhin hoch halten, ihr zu Ehren und ganz in ihrem Sinne.

 

Für den Vorstand des Vereins Kunstforum Montafon:

Mag. art. Roland Haas, Obmann