VERLÄNGERT: "L'ANN: DAL SCARS - DER GROSSE GLETSCHER"



Ausstellung von Axel Braun im Rahmen von "Vom Schmelzen und Schwinden" im Schopf des Heimatmuseums Schruns bis 7. 4. 2023 verlängert!


Zu besichtigen während der Öffnungszeiten des Montafoner Heimatmuseums in Schruns.

Das Kunstforum Montafon und die Montafoner Museen präsentieren eine künstlerische Recherche von Axel Braun – ursprünglich im Rahmen der Sommerausstellung im Kunstforum "Vom Schmelzen und Schwinden".

Im Fokus steht die wechselhafte Beziehung von Mensch und Natur am Beispiel der Gletscher der Silvretta. Neben den Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels widmet sich der Künstler der historischen Periode der Kleinen Eiszeit sowie der „Industrialisierung” der Hochgebirge im zwanzigsten Jahrhundert. In einer eigens für den Ausstellungsraum geschaffenen Installation verknüpft er zahlreiche historische Dokumente, Objekte und Abbildungen, denen er seine eigenen Aufnahmen aus den Jahren 2011 und 2021 gegenüberstellt.

Vermuntgletscher und Ochsentaler Gletscher haben insbesondere in den letzten Jahrzehnten stark an Masse und Ausdehnung verloren. Noch im neunzehnten Jahrhundert formten ihre Eispanzer gemeinsam die Landschaft des Ochsentales am Fuße des Piz Buin. Wie überall im Alpenraum, werden die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher erkennbar.

Lange vor der Etablierung moderner Staatsformen und Grenzsysteme wurden die Alpen der Silvretta von Gruppen unterschiedlicher ethnischer, religiöser und kultureller Zugehörigkeit bewirtschaftet. Die hochalpinen Landschaften, in denen sich die Gletscher befinden, dürften trotzdem für die meisten Menschen dieser Zeit eine terra incognita gewesen sein.

Historische Handschriften, Abbildungen und Kartenwerke verdeutlichen die Wahrnehmung der „Eisberge“ in vergangenen Jahrhunderten. Zugleich illustrieren sie den dramatischen Rückgang von Gletschern und Permafrost bis in die Gegenwart. Während der Kleinen Eiszeit, einer Kälteperiode von Anfang des 15. Jahrhunderts bis hinein ins 19. Jahrhundert, erreichten die Gletscher der Alpen seither unerreichte Ausmaße. Das für Menschen ungünstige Klima und die Vorstöße der Gletscher stellten die Bewohner:innen der anliegenden Täler vor existentielle Herausforderungen. Missernten führten zu Hungersnöten und zerkluüftete „Glötscher oder Ferner“ machten landwirtschaftlich genutzte Pässe lebensgefährlich. So gehören Gerichtsakten über Wegstreitigkeiten zu den ältesten erhaltenen Erwähnungen dieser Kryosphäre.

Teile der Alpe Großvermunt, des einst umstrittenen Weidelandes, liegen heute unter dem Wasserspiegel der Silvretta Talsperre. Diese ist wiederum durch ein komplexes System von Tunneln und Druckrohrleitungen mit weiteren Speicherbecken und Kraftwerken der Region verbunden. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur machte traditionelle Handelswege über den Alpenhauptkamm obsolet und ermöglichte zugleich breiten Bevölkerungsgruppen den Zugang zu entlegenen Berglandschaften.

Seit dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert dokumentiert der Alpenverein die Größenveränderungen der Gletscher im Alpenraum. Der Geograf Mag. Günther Groß hat fünfzig Jahre seines Lebens dieser ehrenamtlichen Tätigkeit gewidmet, die Jahr für Jahr in nahezu performativer Weise ausgeführt wird. Den letzten signifikanten Gletschervorstoß in der Silvretta hat er 1982 dokumentiert.