Ausstellung

11. Jänner - 1. Februar 2004 "Der weiße Tod - Lawinen"



Im Jänner 2004 gibt es erstmals eine intensive Kooperation des Montafoner Heimatmuseums in Schruns mit dem Kunstforum Montafon. Anlass ist ein denkwürdiges Jubiläum: Im Jänner 1954 war die große Lawinenkatastrophe am Bartholomäberg. Das Heimatmuseum zeigt in seiner Winterausstellung eine neu aufgearbeitete Dokumentation darüber. Das KFM wird in seiner Ausstellung darauf mit zeitgenössischer bildender Kunst reagieren.


Othmar Eder - Martin Eiter - Hannes Franz - Ulrich Gansert - Gilgi Guggenheim - Roland Haas - Sven Kroner - Michael Mittermayer - Armin Pramstaller - Artur Salner - Margherita Spiluttini - Martin Walch

Während am Gedenktag in Blons im Großen Walsertal eine intime Trauerfeier stattfindet, werden in Schruns zwei Ausstellungen gleichzeitig eröffnet. Unter dem Titel „Der weiße Tod - Das Lawinenunglück vom 11. Jänner 1954“ werden die schrecklichen Tage dokumentiert: Im Jänner 1954 versank Vorarlberg innert weniger Tage im Schnee. Neuschneemengen von bis zu zwei Metern innerhalb von 24 Stunden sorgten im ganzen Land für eine große Lawinengefahr. Schließlich ereigneten sich vor allem am 11. Jänner 1954 verheerende Lawinenunglücke, die vornehmlich im Großen Walsertal, im Bregenzerwald und im Montafon unzählige Menschenleben forderten. Die Ausstellung im Montafoner Heimatmuseum in Schruns gedenkt der Ereignisse, in dem sie die Lawinenabgänge von Bartholomäberg und Schruns in den Mittelpunkt rückt. Das Geschehen wird anhand der Erinnerung einer vom Unglück schwer getroffenen Person dargestellt. Zeitzeugenberichte vermitteln ein erschütterndes Dokument jenes Tages, der inzwischen 50 Jahre zurückliegt und eine Zäsur im Leben der betroffenen Montafoner Familien bedeutete - eine Zäsur in ein Leben vor und nach der großen Lawine.
Die Dokumentation zum Lawinenunglück vom 11. Jänner 1954 wird auch im Rahmen der Montafoner Schriftenreihe Nr. 11 publiziert.

Zeitgleich eröffnet das Kunstforum Montafon eine Schau zeitgenössischer Werke zum Thema Lawinen. Es gibt nicht viele bildende Künstler, die sich heute mit dem weißen Tod beschäftigen. So umfasst das Konzept eine breit gefächerte künstlerische Auseinandersetzung zu diesem Thema, vom dichten Schneetreiben, über das Ereignis selbst, die Zerstörung und die damit verbundene Trauerarbeit, das Aus-Apern, die Auswirkungen auf Flora und Fauna - bis hin zu den schützenden Baumaßnahmen, Lawinengalerien und -verbauungen.
Auffallend dabei ist, dass eines der Hauptmotive die Ästhetisierung des Destruktiven darstellt, wenngleich in völlig unterschiedlichen Ansätzen: während Sven Kroners riesige Acrylgemälde eine durchaus ironische Komponente besitzen, ist Othmar Eders Arbeit von großer Zartheit und Sensibilität geprägt. Gilgi Guggenheim entnimmt Katastrophenfilmen aus Hollywood wie "The Perfect Storm" oder "Vertical Limit" die künstlich animierten Naturdarstellungen und Naturgewalten, aus denen sie zeitgeschichtliche Elemente wie Mensch oder Helikopter eliminiert. "Meine Bilder wollen sich so nahe wie möglich an den Ort des Geschehens bewegen,“ so Guggenheim, „bedienen sich dafür aber des Nichtauthentischen, x-fach Überarbeiteten, der Animation. Somit reihen sie sich in die Gliederkette der Überlieferung ein und gleichen sich der Ebene früherer Informationsbeschaffung an."

Wie Trauerarbeit künstlerisch umgesetzt werden kann, zeigt der aus Galtür stammende Arthur Salner, der für das Alpinarium ein Tryptichon mit dem Titel „Memento“ geschaffen hat. In die Lawinenausstellung bringt er Skizzen aus seinen „Konzept – Büchern“ zum Gedenkbild und gibt dadurch einen Einblick in die Intensität seiner Auseinandersetzung.
Michael Mittermayer nimmt eine naturwissenschaftliche Aussage zum Anlass für seine vierundsechzigteilige Grafikserie: "Für einzelne Bäume und Tiere sind Lawinen fatal. Aber für die Natur insgesamt bewirken sie eine neue Dynamik, indem sie neue Standortbedingungen schaffen".
Margeritha Spiluttini zeigt in ihren perfekten schwarzweiß – Fotografien Lawinengalerien: „Ich komme ja aus einer gebirgigen Gegend, in der auch ein hohes Maß an Bedrohung da ist. Mitschüler von mir sind in Lawinen ums Leben gekommen, andere haben ihre Häuser durch Muren verloren. Gleichzeitig war und bin ich von der Schönheit der Alpen sehr beeindruckt.“
Eine andere Art des Lawinenschutzes bearbeiten das Duo Gansert/Haas in ihren Fotografien, wenn sie in das Labyrinth von stählernen Rechen noch Spiegel platzieren und damit den unwirklichen Charakter der Szenerie verdoppeln.
Und Roland Haas’ „Ausapern“ – Bilder erhalten in diesem Zusammenhang einen dramatischeren Beigeschmack, wenn man sich vorstellt, was im Frühling in einem Lawinenkegel ausapern könnte...
Weitere Beiträge in dieser spannenden und außergewöhnlichen Schau stammen von Armin Pramstaller, Hannes Franz, Martin Walch und Martin Eiter.

Mit der Ausstellung „Lawinen“ setzt das Kunstforum Montafon einen weiteren Meilenstein in Bezug auf Qualität, Aktualität und Relevanz im kulturellen Schaffen.