Ausstellung

Discard a Shape at Last



Bianca Phos – Markus Proschek
7. 12. 2025 – 1. 2. 2026
Eröffnung: Samstag, 6. Dezember 2025, 19 Uhr


Gegenüberstellungen haben im Kunstforum Montafon eine sehr lange Tradition (zuletzt 2024 „JUNCTIONS“ mit Nilbar Güres und Marlene Hausegger) und bieten den Künstler:innen eine ausgezeichnete Möglichkeit sich neu zu definieren und zu positionieren. Es ist jedes Mal sehr spannend mitzuerleben, wie die beiden Persönlichkeiten aufeinander künstlerisch und dann gemeinsam auf den Ausstellungsraum reagieren. So erzeugen sie ein Spannungsfeld, in dem sich die Qualität ihrer Kunst hervorragend entfalten kann.

Bianca Phos’ (* 1985 in Wien) interdisziplinäre und medienübergreifende Praxis, insbesondere in den Bereichen Skulptur und Zeichnung, untersucht soziosomatische Beziehungen und gegenseitige Abhängigkeiten, die Menschen mit materiellen Formen, Maschinen oder anderen organischen Körpern verbinden.

Die neuen Arbeiten für das Kunstforum Montafon entstehen in Fortsetzung der bestehenden Arbeit “Within Constellations”:

“Within Constellations” ist eine begehbare, schwebende Raum-Assemblage: Eine Metallkonstruktion trägt mundgeblasene Borosilikatglas-Röhren, die mit verschiedenen Sanden gefüllt sind – industrielle Silikate, wie sie in der Sandstrahltechnik zur abrasiven Bearbeitung von Oberflächen eingesetzt werden. Die Installation inszeniert ein aufgebrochenes System, das zwischen technischer Funktion, geologischer Materialität und archäologischer Spur oszilliert. Diese Prozesse verknüpfen sich mit übergeordneten Fragestellungen zum Umgang und der Bewertung von Materie, Energie, Transformation, Kategorisierung und Umordnung – aber auch zu Zyklen von Zerfall und Erneuerung. In diesen Materialien verdichtet sich für mich auch ein Archiv traumatischer Prozesse – nicht im Sinne dokumentierter Fakten, sondern als verletzungsoffene Oberflächen, auf denen sich Kontakt, Energie, Spannung und Abwesenheit niederschlagen.  

 Markus Proscheks (*1981 in St.Johann im Pongau) Installationen und – oft in aufwändiger Trompe-l’oeil Technik gemalten – Bilder verhandeln Themen rund um die Beziehungen zwischen Ästhetik, Geschichte und Ideologie. Die Gemälde sind in gewisser Weise Geschichtsbilder, jedoch nicht im Sinne der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts, keine „Große Erzählung“ wird hier in den Dienst einer ideologischen Agenda gestellt, die  Referenzen brechen ab, widersprechen und verselbstständigen sich in fragmentarischen Assoziationsketten.
Narrative beziehen ihre Wirkmacht über ein Versprechen von Vollständigkeit, dass letztendlich sich auch noch das letzte fehlende Bruchstück einfügen werde, ein Konzept das konträr zu unserer vermehrten Erfahrung inkonsistenter Realitäten steht.

Durch die Betonung des Fragmentarischen werden die Dispositive von (Zeit)-Geschichte in Frage gestellt und durch ein instabiles Sediment aus Schichtungen, Ebenen und Referenzen ersetzt. Die zeitintensive, gewissenhafte Maltechnik kontrastiert zuweilen mit dem Gegenstand der Darstellung, sehen wir doch auch Artefakte in die die sich die brutalen Spuren einer versuchten Auslöschung eingeschrieben haben; gemalte Konfliktflächen die für die BetrachterInnen in eine Ästhetik der Zerstörung sublimiert wurden. Das Ergebnis ist ein Entwurf von Geschichte als kontinuierlich nichtlinearer Prozess, ein permanent umgestaltetes Palimpsest einer „langen Gegenwart“.

Wir dürfen also wieder sehr gespannt sein, welches Konzept diese beiden hervorragenden Künstler:innen erarbeiten und realisieren werden!

FACTBOX:

Eröffnung: Samstag, 6. Dezember 2025, 19 Uhr
Zur Ausstellung spricht: Andrea Kopranovic, Assistenzkuratorin, Belvedere, Wien

Samstag, 3. Jänner 2026, 18 Uhr: Ausstellungsführung mit Roland Haas

Samstag, 17. Jänner 2026, 17:30 Uhr: „no filters, no games, no tricks“, Solokonzert mit Ghenadie Rotari, Akkordeon

Mittwoch, 28. Jänner 2026, 14:00 –16:30: kunstKINDERkunst – Workshop mit Helene und Franz Rüdisser

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag und Sonntag 16 – 18 Uhr, Eintritt frei
geschlossen am 24., 25. und 31. 12. 2025 und am 1.1. 2026

Ausstellungsdauer: 7. 12. 2025 – 1. 2. 2026