Ausstellung

Lisa Ruyter - Peter Sandbichler



Winterausstellung 2013/14
8. Dezember 2013 - 18. Jänner 2014 - verlängert bis 1. Februar!
Eröffnung: 7. Dezember, 19 Uhr


Gegenüberstellungen zweier spannender künstlerischer Positionen haben in der ehemaligen Lodenfabrik an der Litz Tradition. Wir erinnern uns noch an die Arbeiten von Judith Fegerl und Thomas Feuerstein unter dem Titel „widerstand = zwecklos“, als die (bescheidene) Wasserentnahme aus der Litz den Fischereiverein auf- und anregte, eine Unterlassung des Kunstprojekts einzufordern...

 

In der aktuellen Ausstellung treffen zwei hochinteressante Künstlerpersönlichkeiten aufeinander: die amerikanische, in Wien lebende Malerin Lisa Ruyter und der Tiroler Bildhauer Peter Sandbichler. Gemeinsam mit dem Kurator Roland Haas haben sie ein Konzept entwickelt, das ein ganz neues Raumerlebnis ermöglichen wird. „Die Besucher werden über ein Podest umgeleitet,“ sagt Peter Sandbichler „sodass sie vollformatig im Fenster stehen und den Fluss, der draußen vorbei fließt, sehr gut sehen können. Sie werden an der Rückseite der Wand entlang geführt, der Blick wird nach außen gelenkt. Wenn sie dann am Ende angekommen sind, ist es auch am engsten - bis sich der Raum wieder öffnet und das volle Panorama der Wandmalerei von Lisa Ruyter sichtbar wird."

Eine ca 2,6 x 14 m große, gebogene Wand, die den Ausstellungsraum teilen wird, wurde in Wien zusammengebaut, im Atelier von Lisa Ruyter bemalt, wieder zerlegt und nach Schruns transportiert. Sandbichler verwendet für seine Wandelemente vorwiegend Verpackungskartons von Fahrrädern – von denen allein ca 50 Stück in Montafoner Fachgeschäften gesammelt wurden.

Eröffnung: Samstag, 7. Dezember um 19 Uhr.

Öffnungszeiten: Di - Sa 16 - 18 Uhr, Do 16 - 20 Uhr

Die Ausstellung ist auch am »silbriga Sunntig« (15. Dezember) von 13 bis 17 Uhr geöffnet!

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Die Aufmerksamkeit des Betrachters installativ leiten

Lisa Ruyter und Peter Sandbichler im Kunstforum Montafon

 von Karheinz Pichler ("kultur", Dez2013/Jan2014)

Es ist schon fast Tradition, dass das Kunstforum Montafon (KFM) in Schruns in seiner Winterausstellung jeweils zwei jüngere Einzelpositionen im Rahmen einer Gegenüberstellung präsentiert. Waren dies in der Vergangenheit „Paare“ wie Judith Fegerl und Thomas Feurstein, Luisa Kasalicky und Arnold Reinthaler oder Andrea Witzmann und Fabian Seiz, so treffen sich im Dezember der Tiroler Kunstschaffende Peter Sandbichler und die amerikanische Künstler Lisa Ruyter zu einer gemeinsamen künstlerischen „Besetzung“ der Räumlichkeiten der ehemaligen Schrunser Lodenfabrik an der Litz, in denen das KFM untergebracht ist. Nach Ansicht von KFM-Chef Roland Haas bieten diese Gegenüberstellungen den KünstlerInnen eine gute Möglichkeit, sich neu zu definieren und zu positionieren. Haas: „Es ist für mich als Kurator jedes Mal sehr spannend mitzuerleben, wie die beiden Persönlichkeiten aufeinander künstlerisch und dann gemeinsam auf den Ausstellungsraum reagieren. So erzeugen sie ein gewaltiges Spannungsfeld, in dem sich die Qualität ihrer Kunst überproportional entfalten kann.“ Damit dieses Konzept in der Praxis denn auch funktioniert, sucht Haas eigenen Worten zufolge immer nach „Paarungen“ respektive Künstlerpersönlichkeiten, die noch nie gemeinsam ausgestellt haben und von denen er die hohe Erwartung hege, dass aus dieser Kombination „etwas Neues, noch nie Dagewesenes“ entstehe.

Kunstraum als Raumerlebnis

Mit Peter Sandbichler hat Kurator Roland Haas für die am 7. Dezember beginnende Ausstellung einen Künstler ausgesucht, dessen Ouevre „in einer Traditionslinie mit Buckminster Fuller und Friedrich Kiesler“ zu sehen ist, wie es die Kunsthistorikerin Angela Stief beschreibt. Das Werk des aus Tirol stammenden Künstlers stellt aus ihrer Sicht „ein geglücktes Hybrid zwischen Raumintervention, Architektur und Skulptur dar. Sein Werk, das den Besucher häufig durch einen Dschungel der gefalteten – horizontalen wie vertikalen – Räume führt, spricht die Wahrnehmung an und installiert Kippbilder in unterschiedlichen Grössen und Variationen.“  Mit seinen Arbeiten, die zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, Positiv- und Negativformen changieren, rückt Sandbichler immer wieder die Raumrezeption ins Zentrum und sorgt bei der Betrachterschaft für Standortverunsicherungen.

Peter Sandbichler zur Seite gestellt ist die US-Malerin Lisa Ruyter, deren Gemälde auf Fotos aufsetzen, die von ihr selbst gemachten wurden. Die Fotografien dokumentieren nicht nur die Reisen der Künstlerin um die Welt, sondern zeichnen auf gewisse Art auch ihre Persönlichkeitsentwicklung nach. „Ruyter nimmt dabei nur einen kleinen Bruchteil dieser Bilder, um diesen hernach im Medium der Malerei zu fixieren. Indem sie die Fotos als Skizze auf die Leinwand ‚transkribiert’, bestimmte Bildausschnitte ändert, dabei auf Details verzichtet, die sie für zu banal hält, andere wiederum genauer ausarbeitet, fertigt sie einen Entwurf an, auf dessen Grundlage Ruyter die Farbstruktur des Bildes ausarbeitet. Farbe ist das bildnerische Instrument, mit dem sie ihre Kompositionen zwischen gegenständlicher Benennbarkeit und abstrakter Flächengestalt in Schwebe hält. Endgültig fertig gestellt wird das Gemälde, sobald die Künstlerin – meist in nur einem Arbeitsschritt – die Linien mit einem Farbstift scharf nachzeichnet.“ (Timothy Hartley Smith)

Wenns am engsten wird, öffnet sich der Raum

Wie Sandbichler im Gespräch mit KULTUR betont, haben er und Ruyter für die Arbeit in Schruns von Beginn an über eine Rauminstallation nachgedacht. Wobei er eine Wand aus Karton entwickelt, deren Vorderseite von Ruyter bemalt wird. Allerdings ist die Wand so raffiniert installiert, dass sie den Besucher des Kunstraumes zunächst umleitet und er nur die Rückseite der Wand zu Gesicht bekommt. Man/Frau betritt den eigentlichen Raum über eine "Rampe" entlang der Fenster, auf rund 50 cm Höhe. Sandbichler: „Die Besucher werden umgeleitet und erhöht, sodass sie vollformatig im Fenster stehen und den Fluss, der draussen vorbei fliesst, sehr gut sehen können. Sie werden an der Rückseite der Wand geführt und der Blick wird nach aussen gelenkt. Wenn sie dann am Ende angekommen sind, ist es auch am engsten - bis sich der Raum wieder öffnet und das volle Panorama der Wandmalerei sichtbar wird."

Die vom Tiroler Künstler eingezogene Wand, für die das KFM an die 100 Fahrrad-Verpackungskartons gesammelt hat, reicht nur bis 40 cm unter die Decke, schliesst also nicht bündig ab. „Das war mir wichtig, damit der Kontakt zum restlichen Raum bestehen bleibt,“ erklärt Sandbichler. In seinen letzten Ausstellungen, etwa bei der Innsbrucker Galerie Thoman oder dem Kunstraum Bernsteiner in Wien, habe er immer wieder Elemente eingesetzt, die den Besucher zwingen, einen anderen Weg einzuschlagen, als den üblichen, denn das erhöhe die Aufmerksamkeit. Umgekehrt wird, so wie jetzt im Kunstforum Montafon, die Wahrnehmung des Besuchers, sobald er die Wand umschritten hat, „auf die Vorderseite mit der Bemalung gelenkt und intensiviert, da sie in voller Länge vor ihm liegt und mit nichts konkurrieren muss.“ (Sandbichler)

Die Wand, die als Intervention in das Raumgefüge zunächst befremdend wirkt und für Irritation beim Betrachter sorgt, ändert also mit einmal ihre ursprüngliche strategische Bedeutung und wandelt sich mit einmal zum dreidimensionalen Bildträger. Zum Bildträger der Vorstellungswelt von Lisa Ruyter, die die dreidimensionlen Strukturen des Kartons mit ihrem ganz persönlichen Bilderkosmos anreichert.