Ausstellung
MID-WAY
Caroline Mesquita – Hans Schabus
verlängert bis 12. Februar 2023!
Als Hans Schabus von Kurator Roland Haas gebeten wurde, eine weitere Künstler:in einzuladen, um gemeinsam an einer Ausstellung im Kunstforum Montafon zu arbeiten, antwortete er, indem er einen Zirkel und eine Landkarte zur Hand nahm. Er steckte die Nadel in Schruns ein, streckte den Zirkel bis nach Wien (seinem Wohnort) und zog einen Kreis, der bis nach Marseille reichte, wo Caroline Mesquita lebt. So wurde das Kunstforum Montafon zum Zentrum, an dem sich beide Künstler:innen auf halbem Weg treffen wollten.
Hans Schabus (*1970 in Watschig, Kärnten) interessiert sich für Strukturen, die das wirtschaftliche und politische Verständnis der Region prägen. Er nahm die Bauweise des Arlberg-Strassentunnels als Metapher. Die „Neue Österreichische Tunnelbauweise“ nutzt die inhärente geologische Festigkeit des umgebenden Gesteins, um den Tunnel wo immer möglich zu stabilisieren, anstatt den gesamten Tunnel zu verstärken. Daher ist der Tunnel (und sein Bau) abhängig von dem Material, durch das er geschlagen wird. So ist es auch mit dem hölzernen (re)konstruierten Abschnitt des Tunnels, den der Künstler im Kunstforum nachbauen ließ. Mit Blick auf die Litz erfährt der Tunnel eine funktionale Verschiebung von einem Ort des Transits und der Verbindung hin zu einem Ort der Besinnung, sozusagen einem Unterschlupf.
Caroline Mesquita (*1989 in Brest, Frankreich) bringt eine andere Gruppe von Protagonist:innen auf die Bühne: vier Vogelfiguren aus Messingblech sitzen und stehen über den Raum verteilt. Sie bilden eine bunte Gruppe, die zusammenkommen und sich von ihren jeweiligen Wanderrouten ausruhen. Sie scheinen aus einer anderen Zeit zu stammen, ihr Material und ihre Farben erinnern entfernt an mythologische Figuren. Ihre Motivation, im Montafon zu sein, scheint eher unklar. Aufgrund ihres mehrdeutigen Status fragen die Vögel nach unserer eigenen Position und Beziehung zu dieser Umgebung.
In Mid-Way verschwindet die Hierarchie, weder Künstler:innen noch Betrachter:innen stehen im Mittelpunkt, sondern beteiligen sich aktiv am Kunstwerk: das Tunnelfragment wird zu einer von Zugvögeln bewohnten Bühne, von der aus die Lieder der Welt gesungen werden.
(Auszüge aus einem Text von Pieternel Vermoortel)
Hans Schabus wurde 1970 in Watschig / Österreich geboren und lebt in Wien. Seine Arbeiten stehen in direktem Zusammenhang mit räumlichem Denken und Erleben sowie dem Verständnis von sozio-politischen Infrastrukturen und deren Auswirkungen auf die gelebte Umwelt. Von 1991 bis 1996 studierte er Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 2012 lehrt er an der Universität für angewandte Kunst, wo er die Abteilung für Skulptur und Raum leitet. Seit 1992 stellt Hans Schabus seine Arbeiten im nationalen und internationalen Kontext aus, u.a. 2004 im Kunsthaus Bregenz (solo). 2005 bespielte er den Österreich Pavillon bei der 40. Biennale in Venedig.
Caroline Mesquita (geb. 1989, Brest) lebt und arbeitet in Marseille und Le Drennec. Sie ist Bildhauerin und Videokünstlerin. Das rohe Material ist der Funke, der ihre erzählerische Auseinandersetzung mit Begriffen wie Science Fiction, Verkörperung, Transformation, Sinnlichkeit und Geselligkeit belebt. Mesquita wurde 2017 mit dem 19. Preis der Fondation d'entreprise Ricard ausgezeichnet. Ausgewählte Einzelausstellungen: Blaffer Art Museum, Houston; PIVO, Sao Paolo; Galeria Municipal do Porto, Porto; Kunsthalle Lissabon, Lissabon; Centre Pompidou, Paris; SALTS, Birsfelden; 221a, Vancouver; Fondation d'entreprise Ricard, Paris.
FACTBOX:
MID-WAY Caroline Mesquita – Hans Schabus
Eröffnung: Freitag, 2. Dezember 2022, 19 Uhr. Zur Ausstellung spricht Pieternel Vermoortel, Autorin und Kuratorin.
Samstag, 7. Jänner 2023, 18 Uhr: Ausstellungsführung mit Kurator Roland Haas
Mittwoch, 18. Jänner 2023, 14:00 –16:30: kunstKINDERkunst-Workshop mit Helene und Franz Rüdisser
Samstag, 14. Jänner, 17:30 Uhr: Konzert mit dem Duo Minerva
Ausstellungsdauer: 4. 12. 2022 – 29. 1. 2023
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag und Sonntag 16 – 18 Uhr, Eintritt frei
Geschlossen am 25. 12. 2022 und 1. 1. 2023
Hier gibt es den Original-Text von Pieternel Vermoortel in Englisch und Deutsch zum Download: