Ausstellung

Vom Weggehen und (nicht) Wiederkommen



Sommerausstellung 2013
15. Juni - 3. August
mit Edgar Honetschläger, Mathias Kessler, Anastasia Khoroshilova, Katrin Plavcak, Anton Petz, Iv Toshain, Hannes Zebedin


Eröffnung: Samstag, 15. Juni, 19 Uhr

Thematische Gruppenausstellungen haben im KFM Tradition: 2004 Der Weisse Tod2006 Wintersport, 2007 Unsere Natur liegt in der Bewegung, 2009 hoch hinauf - Alpinismus in der zeitgenössischen Kunst, 2010 hochwasser, 2011 Malerei f , 2012 Land.schafft - eine Ausstellung über die Vereinnahmung und das Kontrollieren von Natur und Landschaft. Praktisch alle Gruppenausstellungen hatten einen direkten thematischen Bezug zur Region – so auch die für den Sommer 2013 geplante Schau:

Wie schon in den Jahren 2004, 2006 und 2009 ist die Sommerausstellung 2013 im KFM eine Kooperation mit den Montafoner Museen, die sich gemeinsam mit dem Museumsverein Klostertal an den Interreg-Projekten „Die Schwabenkinder“ und „Der Weg der Schwabenkinder“ beteiligten. Daraus entwickelte sich das Programm 2013 zum Thema „Migrationsgeschichte“: da Migration auch in der Stadt Bludenz eine prägende Rolle spielt, bietet es sich an, an drei Orten Ausstellungen mit verschiedenen Schwerpunkten zu gestalten: In Bludenz ist eine Ausstellung im Schloss Gayen-hofen angedacht (kuratiert von Christof Thöny), die vor allem die Einwanderungsbewegungen der letzten ca. 130 Jahre thematisiert.  Dazu zeigt die Galerie allerArt zeitgenössische Positionen von KünstlerInnen mit migrantischem Hintergrund. Im Klostertal richtet sich der Fokus auf Auswanderungsbewegungen (Saisonwanderung und dauerhafte Auswanderung) sowie die Migrationen beim Bau der Arlbergbahn. Im Montafon wird sich im Rahmen des Programms „septimo“  im September 2013 eine Ausstellung der Montafoner USA-Auswanderung im 19. Jahrhundert und ihrer Vorgeschichte (kuratiert von Meinrad Pichler) widmen.

Es gibt allerdings auch ganz aktuelle Zusammenhänge, denn das Flüchtlingshaus der Caritas „Maria Rast“ in Schruns, das seit 2004 für ca 40 AsylwerberInnen eine neue Heimat bietet, ist Ende März 2012  an einen Investor verkauft worden, der das ehemalige Krankenhaus in eine exklusive Seniorenresidenz umbauen wird – aber noch gibt es einen Aufschub...

Die Ausstellung im KFM betrachtet das Thema „Migration“ aus der Sicht von (vorwiegend österreichischen) KünstlerInnen, die selbst ausgewandert sind und/oder sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit dem Thema „Migration“ auseinandersetzen:

Edgar Honetschläger lebte zwölf Jahre in Japan und kam wegen der Fukushima - Katastrophe wieder zurück nach Österreich. Er wird ein großformatiges Gemälde zeigen, das den Einfluss der japanischen Kultur auf sein künstlerisches Schaffen deutlich erkennen lässt. Weiters präsentiert er seinen neuen Kurzfilm „SEHNSUCHT“, dessen Untertitel „east - west. man – woman. the grass is always greener on the other side“ bereits die Thematik verrät.

Der Vorarlberger Medienkünstler Mathias Kessler, der in New York lebt, stellt eine knapp vier Meter lange Fotografie eines Eisberges aus - eine wunderbare Metapher zum Inhalt dieser Schau.

Es kann kein Zufall sein, dass Katrin Plavcak vor zehn Jahren – anlässlich Ihrer Ausstellung „Der Lotus Effekt“ (mit Rita Vitorelli, kuratiert von Karin Pernegger) – eine Wandmalerei im KFM anfertigte, die skizzenhaft ein überladenes Flüchtlings-Schiff darstellt, das direkt aus dem vor dem Kunstforum vorbei fließenden Fluss zu kommen scheint. Umsichtige Vereinsmitglieder regten damals an, dieses Werk zu konservieren und es nur mit einer abwaschbaren Leimfarbe zu übermalen. So kann es nun wieder freigelegt werden.

Ganz im Kontext mit der o. a. Thematik steht ein Gemälde aus der Serie „Boat People (Migration versus freier Waren- und Geldverkehr in der globalisierten Welt)“ des in Graz geborenen und in München lebenden Künstlers Anton Petz. 

Die Skulptur von Iv Toshain (geboren in Sofia, lebt in Wien) mit dem optimistischen Titel „HOPE“, das aus einem original Schiffsanker und einer gewundenen Neonröhre besteht, verbindet die beiden o. g. Malereien von Katrin Plavcak und Anton Petz zu einem poetischen Dialog.

Als kontrastierende Position dazu zeigt die russische Foto-Künstlerin Anastasia Khoroshilova (lebt in Berlin und Moskau) zwei Arbeiten aus ihrer aktuellen Serie „People without a territory“. Über die großformatigen Portraits von Gastarbeitern in Moskau schreibt sie:

„Zugewanderte Arbeitskräfte bilden in Russland ein Reich für sich – eine Enklave, eine Gemeinschaft von gleichsam inexistenten Menschen. Ihre Bürgerrechte sind gesetzlich geregelt, doch sind die juristischen Definitionen in Wirklichkeit nur deklarativen Charakters und bieten keinen reellen Schutz. Die Ideologie und ökonomische Notwendigkeit der Zuwanderung von Arbeitskräften werden in der russischen Gesellschaft weder erläutert noch von ihr als wesentliche Komponente der Beschäftigungspolitik des Staates wahrgenommen. Auf der Ebene des Alltagsbewusstseins fast aller sozialer Schichten der russischen Gesellschaft ruft die Existenz immigrierter Arbeitskräfte Reaktionen hervor, die nationalistischer Intoleranz nahe kommen. Die soziale Ablehnung geht dabei einher mit Spott über ethnische und konfessionelle Besonderheiten der Vertreter verschiedener Nationalitäten, mit der Verachtung der Lebensweise der Immigranten und ihrer Vorstellungen vom Leben...“

Hannes Zebedins Installation besteht aus drei Stühlen, die von Migranten in Österreich verwendet wurden, bevor sie in ihr Herkunftsland abgeschoben wurden, und einer Wandmalerei mit dem Titel „Flüchlingsströme“: Migrationsströme werden häufig mittels Pfeilen visualisiert. Diese Flüchtlingsströme sind einer Grafik eines Migrationsforschungsinstituts entnommen, und spiegeln die Migrationsrouten von Nordafrika über den Seeweg Richtung Europa. Die Pfeile wurden einerseits vom Staatsflächenhintergrund befreit, zum anderen werden mit Hilfe des Droppaintings Einzelschicksale dargestellt. Hannes Zebedins Kunst ist politisch motiviert, von humorvoller Leichtigkeit und großer Empathie geprägt.

factbox:

Eröffnung: 15. Juni 2013 um 19 Uhr

Mittwoch, 26. Juni 2013:  14 – 16:30 Uhr: „kunstKINDERkunst“ Workshop für Kinder mit Helene und Franz Rüdisser

Dienstag, 2. Juli 20 Uhr „Der Krautschneider ist da!“ Vortrag von MMag. Michael Kasper, Montafoner Museen; Musik: Moussa Cissokho, Senegal

Samstag 6. Juli, 18 Uhr: Ausstellungsgespräch mit Roland Haas

Mittwoch, 10. Juli, 20 Uhr: „compositeurs migrants", Kammerkonzert „Trio d'Anches“ mit Mitgliedern des Antares Ensemble

Öffnungszeiten: Di – Sa 16 – 18 Uhr, Donnerstag 16 – 20 Uhr

Ausstellungsdauer: 15. Juni – 3. August 2013