Ausstellung

Wettbewerbsausstellung HOLZ



4. Juli - 8. August 2008
 
Öffnungszeiten: Di - Sa 16 - 18 Uhr
 
Die Ausstellung zum Wettbewerb. Hier die Eröffnungsansprache von Dir. Dr. Friedemann Malsch, anlässlich der Preisverleihung am 4. Juli:


"Holz": Wettbewerb Bildende Kunst
Kunstforum Montafon und Stand Montafon Forstfonds

In diesem zweiteiligen Wettbewerb, den das Kunstforum Montafon und der Stand Montafon Forstfonds im vergangenen Jahr ausgeschrieben haben, treffen, anders als bei den Themen der vorhergehenden Ausgaben dieses Wettbewerbs, zwei Welten aufeinander. Im Holz treffen Nutzwirtschaft, Ökologie und Handwerk mit ihren sehr pragmatischen Ansätzen auf den ästhetischen Bereich der Bildenden Kunst. Der Zwischenbereich der Architektur, der stets die Waagschale des Holzes auf seine funktionale Seite hin ausschlagen lässt, ist in diesem Wettbewerb bewusst nicht berücksichtigt worden.


Die Nutzfaktoren von Holz wurden von Roland Haas, dem spiritus rector dieses Wettbewerbes wie auch des Kunstforum Montafon, in der Ausschreibung bereits eingehend aufgeführt. Blickt man dagegen von Seiten der Bildenden Kunst auf Holz, so fällt auf, dass Künstlerinnen und Künstler seit der Antike nur selten das Material selbst zum Thema gemacht haben. In der mittelalterlichen Kunst geschah dies meist bei den Pestkreuzen, die Christus an einem aus Bäumen gezimmerten Holzkreuz zeigen, das selbst wieder ausschlägt als Zeichen der Hoffnung, die durch den Tod Christi in die Welt gekommen ist. In der Moderne dagegen kommt Holz als Metapher der neuen Einfachheit zum Einsatz, denken wir an Brancusis "Endlose Säule", oder aber auch als Material, in dem sich bildhauerische Spontaneität am besten ausdrücken konnte, etwa bei den Expressionisten. In Anlehnung an die afrikanischen Kulturen galt es auch als "neoprimitivistisches" Material, in dem sich Natur und Kultur auf rituelle Weise verbinden. Dies war noch bei dem jungen Alberto Giacometti so. Die Minimal- und Concept-Art, auch die Pop-Art übrigens, bediente sich dann des Materials Holz fast ausschliesslich in derivaten Produkten: Genormte Rohholzschnitte oder Sperrholz und MDF sowie entsprechende Naturholz-Angebote aus dem Baumarkt.


Es ist interessant zu beobachten, dass die Einreichungen für den Montafoner Wettbewerb weitgehend diese verschiedenen Traditionslinien des Umgangs mit Holz aus künstlerischer Sicht widerspiegeln. Von der christlichen Tradition über die ganze Palette der Möglichkeiten, die sich die moderne und die zeitgenössische Kunst erarbeitet haben, bis zu den aus dem (Kunst-)Handwerk stammenden Traditionen: Aus allen Bereichen sind Beispiele auch in der Ausstellung zu sehen.
Ohne, dass sich die Jury dies zum Ziel gesetzt hätte, hat sie auch in der Preisvergabe diese Spannbreite berücksichtigt. Götz Bury's Arbeit ist ein reines Konzept, das sich mit ironischer Distanz dem Material Holz nähert, darüber hinaus auch noch in dem sehr modernen Medium Video. Auch Armin Klein bedient sich moderner Techniken, der Fotografie, um seine spezifische Suche nach der Wirklichkeit von Holz heute zur Anschauung zu bringen. Dass er dabei einen der grossen Theoretiker der Entfremdung des Menschen von der Natur, den amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau, zitiert, ist symptomatisch, ist doch Holz in den vergangenen Jahrzehnten wieder zu einem Symbol für den Schutz der Natur geworden. Auch der kürzlich so erfolgreiche Film "Into the Wild" steht für diese Entwicklung. Kleins Fotos entbehren deshalb auch nicht einer gewissen Melancholie. Der Beitrag Hubert Lamperts dagegen thematisiert das ungebrochen moderne Denken im Umgang mit Holz. Seine aus Massivholz gearbeiteten seriellen Elemente, die einen spielerischen Bausatz ergeben, stehen in der Tradition von Jugendstil, Werkbund und Bauhaus, in der das Handwerk mit der künstlerischen Schaffenskraft verbunden wurde.


Auch die Beiträge zum zweiten Teil des Wettbewerbes, in dem es um die Realisierung von Holzskulpturen an konkreten Standorten geht, spiegeln das erwähnte breite Spektrum. Und die Preisvergabe ist ihm gefolgt. Dabei sticht Christian Strengs Einreichung wegen ihrer hochaktuellen Bezugnahme auf möglicherweise bevorstehende drastische geologische Veränderungen in der nahen Zukunft hervor. Sein Bootssteg auf trockenem Almgelände verweist auf die Erwartungen einiger Physiker, die einen Stillstand der Erddrehung für die kommenden 15 Jahre vorhersagen, der zu dramatischen Überflutungen in allen Erdteilen führen würde. Den Beiträgen von Reinhold Neuruner und Erhart Kassian eignet dagegen ein deutlicher Bezug zum Nutzmaterial Holz, der sich auf traditionelle handwerkliche Fertigkeiten stützt.


Es ist das Verdienst dieses Wettbewerbes, dass er in einer Art Zeitschnitt den Stand der Dinge bezüglich des künstlerischen Umgangs mit Holz zu Beginn des 21. Jahrhunderts ermittelt hat. Besonders die drei an Montafoner Standorten realisierten Beiträge werden noch lange davon künden.

Dr. Friedemann Malsch
Direktor des Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz